Beim Trinken eines Whiskys kann man im Grunde keinen Fehler machen. Es gibt keine „falsche“ Methode dabei: trinken Sie den Whisky so, wie es Ihnen am besten gefällt. Man hat schließlich bereits das richtige Getränk gewählt und das ist das Wichtigste. Aber vielleicht möchten Sie neue Wege finden, die Facetten eines Whiskys zu erkunden, oder Sie probieren zum ersten Mal einen Whisky. In jedem Falle stellen wir gerne diesen Leitfaden bereit.
Das richtige Glas
Über die Wahl des Glases habe ich bereits ausführlicher hier geschrieben: Perfekter Whisky-Genuss mit dem richtigen Glas. Aber an dieser Stelle nochmal kurz das Wichtigste:
Einen Whisky trinkt man am besten in einem Snifter oder Nosing Glas. Tulpenförmig muss das Glas sein, damit sich die Aromen im Glas entwickeln und auch verweilen können. Verzierte Tumbler-Gläser machen zwar einen coolen Eindruck, aber jeder Whisky-Kenner weiß, dass die sich eher nur für Whisky-Longdrinks eignen.
Mit Eis oder Wasser?
Nun hat man also den Whisky und das Glas. Braucht man da noch mehr? Nicht unbedingt. Viele Leute sind aber der Meinung, dass ein Schuss Wasser hilft, das Aroma des Whiskys zu entfalten. Dabei kommt es auf die individuelle Person an: macht es Ihnen der hohe Alkoholgehalt des Whiskys schwierig, das Aroma des individuellen Whiskys zu erkennen und voll auszukosten? Dann scheuen Sie nicht davor, etwas Wasser dazuzugeben. Lernen Sie einen neuen Whisky kennen, fangen Sie ruhig mit einem hohen Wasseranteil an: etwa ein Teil Wasser auf drei Teile Whisky ist ein guter Anfangspunkt. Danach können Sie den Wassergehalt reduzieren und sich nach und nach dem Whisky anvertrauen. Benutzen Sie dabei aber nur stilles, möglichst mineralarmes Wasser!
Wenn man den Whisky allerdings „on the rocks“ trinken will, also mit Eiswürfeln, drohen Sie Gefahr, das Getränk zu verwässern. Viele bezeichnen es sowieso als Todsünde, einen Single Malt Whisky on the rocks zu trinken – er sollte stattdessen bei Zimmertemperatur getrunken werden. Wir lassen Ihnen da die freie Entscheidung, aber raten definitiv dazu, es mal ohne Eis zu probieren. Viele stellen fest, dass sie so mehr aus dem Whisky herausschmecken. Falls doch mit Eis, sollten Sie einen Löffel und Teller parat haben, um das Eis herauszufischen, bevor es den Whisky allzu sehr verwässert. Oder Sie können spezielle Whisky-Steine benutzen, die das Getränk kühlen, aber nicht verwässern.
Nosing
Der Whisky ist nun im Glas und wir kommen nun zum eigentlichen Genuss des Whiskys – der jedoch erst mit dem Nosing beginnt. Halten Sie das Glas gegen das Licht und beobachten Sie. Welche Farbe hat der Whisky? Wie stark scheint das Licht hindurch, wie transparent ist das Getränk? Schwenken Sie den Whisky langsam kreisförmig im Glas umher. Wie verhält sich die Flüssigkeit, wie sieht es mit der Viskosität (Dickflüssigkeit) aus? Bleiben Tröpfchen oder Ringe von Flüssigkeit im Glas zurück? Nehmen Sie sich einen guten Moment Zeit mit all Ihren Beobachtungen, bis sie zu einem entscheidenden Schluss gekommen sind.
Nachdem Sie den Whisky geschwenkt und ihm Zeit gelassen haben, sein Aroma zu entfalten, riechen Sie daran. Nehmen Sie mehrere Riechproben und lassen den Geruch sich jedes Mal voll in der Nase entwickeln. Nehmen Sie sich Zeit, die feinen Nuancen im Geruch zu erkennen und einzuordnen. Woran erinnert Sie der Geruch?
Dies ist ein wichtiger Schritt im Genuss des Whiskys, denn die Nase macht einen großen Unterschied im Geschmack. So meint etwa der Biologe und Geruchsforscher Hanns Hatt:
„Für einen Gesamteindruck, für das Gefühl „ein Essen hat mir geschmeckt“, reicht die Zunge nicht. Sie ist ein grobes Instrument, das uns allenfalls sagen kann, wenn zu viel Essig im Salat ist, der Kaffee zu süß ist und ob wir eine Essiggurke oder eine Banane im Mund haben. Die Hauptarbeit wird von der Nase geleistet.“
Quelle: Südwest Presse: Die Nase isst mit, http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/Die-Nase-isst-mit
Tasting
Nehmen Sie nun einen kleinen Schluck. Lassen Sie den Tropfen auf der Zunge zergehen und spüren Sie, wie sich der Geschmack im Mund verbreitet. Konzentrieren Sie sich zunächst auf das Wesentliche: schmeckt es scharf, bitter, sauer, salzig, süß? Schmeckt es rauchig, torfig, oder eher fruchtig? Prickelt es oder brennt es? Schmecken Sie eine Note anderer Aromen, erinnert es Sie an etwas? Ist es angenehm oder unangenehm?
Falls Sie unzufrieden sind oder noch Unklarheit herrscht, versuchen Sie es erneut mit oder ohne Wasser, mit oder ohne Eis. Eventuell müssen Sie sich auch erst an den Geschmack gewöhnen, bevor sich seine Eigenarten im Gaumen herauskristallisieren.
Ich hoffe, dass Sie eventuell voll und ganz auf den Geschmack kommen!
Titelbild Urheber:
Sascha Wenninger [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)], via Flickr
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