Jack Daniel gehört zu den Legenden der Whiskeygeschichte und sein Name ist wohl der bekannteste in der Whiskeywelt. Zur Feier des 150. Jubiläums zelebrierte die Brennerei eine Tatsache, die vielen Historikern bereits bekannt war und auch in den New York Times berichtet wurde: Jack Daniel lernte sein Handwerk von einem früheren schwarzen Sklavenarbeiter. Das ist natürlich ein kontroverser Fakt, doch wenn man die Geschichte der vereinigten Staaten bedenkt, ist es sehr wahrscheinlich, dass viele der althergebrachten Brennereien von der Arbeit und der Technik schwarzer Sklaven profitierten. Die meisten Marken legen den Mittelpunkt ihrer Brennereigeschichten allerdings auf die schottischen, irischen oder deutschen Ursprünge ihrer Gründerväter.

Die Hilfe eines Sklavenarbeiters

So klingt auch zunächst die Geschichte von Jack Daniel, die bis heute noch am meisten weiterverbreitet wird. Jack Daniels Großvater siedelte aus Wales nach Amerika über und brachte dabei seine schottische Frau mit. Doch Jack lernte wohl kaum etwas von seiner Familie darüber, wie man Whiskey herstellt. Er war nur eines von 13 Kindern, die sein Vater zeugte, und seine Eltern segneten beide sehr früh das Zeitliche. Sein Vater starb im Bürgerkrieg und so war Jack Daniel nun seiner Stiefmutter überlassen, die er verabscheute. Er lief von zuhause weg und wurde zu einem Waisenjungen.

Über viele der Daten und Jahreszahlen aus Jack Daniels Leben kann man nur spekulieren und es sind verschiedene Versionen im Umlauf. Doch man erkennt, dass Jack Daniel ein turbulentes, wildes Leben führte und er ein mysteriöser, eigenwilliger und temperamentvoller Mann war. Sein Grabstein gibt an, dass er 1850 geboren wurde, doch in historischen Unterlagen heißt es, dass seine Mutter bereits 1847 starb. In der Biographie von 2004, Blood and Whiskey: The Life and Times of Jack Daniel, heißt es wiederum, dass er 1849 geboren sein musste. Man feiert seinen Geburtstag jedenfalls im September.

Blood and Whiskey: The Life and Times of Jack Daniel
  • Peter Krass
  • John Wiley & Sons
  • Auflage Nr. 1 (28.05.2004)
  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten

Als Jack Daniel von zuhause ausriss, musste er sehr jung gewesen sein – wohl nicht älter als 16 Jahre. Zu seinem Glück wurde er von dem örtlichen Prediger Dan Call aufgenommen, der auf seinem Grundstück Moonshine brannte – den „Vorgänger“ des amerikanischen Bourbon. Und laut der herkömmlichen Überlieferungen der Ereignisse war es Dan Call, der Jack Daniel beibrachte, wie man Whiskey herstellt. Doch Dan Call sagte zu Jack Daniel: „Uncle Nearest is the best whiskey maker that I know of.“ Die Rede war von Nearis Green, einem Afroamerikaner, der auf Dan Calls Grundstück als Sklave diente. Nach dem Ende des Bürgerkrieges war Nearis Green einer der wenigen Sklaven, die bei Dan Call blieben, um bei ihm zu arbeiten, obwohl sie ihre Freiheit erhalten hatten. Und Nearis Green brachte dem jungen Jack Daniel die Kunst der Whiskeybrennerei bei. Manche vermuten, dass dazu der einzigartige Lincoln County Process gehört, der auch heute noch in der Herstellung von Jack Daniel’s Whiskey benutzt wird – mehr dazu in unserem Artikel zu Tennessee Whiskey. So hätte diese Methode ihre Wurzeln in der heimlichen Herstellung von Schnaps durch die unterdrückten Afroamerikaner. Um die Unreinheiten aus dem Alkohol zu entfernen, filtrierte man die Flüssigkeit durch Holzkohle.

Auch das Gründungsdatum der Jack Daniel Brennerei ist Streitsache. Doch was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass er sofort zwei der Söhne von Nearis Green als Arbeiter einstellte. Das offizielle Gründungsjahr liegt bei 1866, wodurch Jack Daniel nicht älter als 20 Jahre gewesen sein könnte, als er sie gründete. Dan Call beteiligte sich zunächst an dem Unternehmen, doch er stieg nach einiger Zeit wegen religiösen Gründen aus.

 

Der große Erfolg von Jack Daniel’s Whiskey

Zum ersten Mal zeichnete sich der Jack Daniel Whiskey aus, als Jack seinen Whiskey 1904 zur Weltausstellung in St. Louis mitbrachte. Über 19 Millionen Menschen besuchten die Ausstellung und zum ersten Mal lernte die Welt Hamburger, Hot Dogs, Zuckerwatte und vieles mehr kennen. Die Hauptattraktion war ein 80 Meter hohes Riesenrad, doch Besucher hatten auch das Glück, einer Vorlesung von Helen Keller beizuwohnen. Inmitten solcher Attraktionen hatte es Jack Daniel schwierig, die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Noch dazu hatte er mir 1,57m eine ungewöhnlich kleine Statur und niemand hatte je überhaupt von der Stadt seines Whiskeys gehört. Unter 24 Whiskys aus aller Welt schaffte es Jack Daniel dennoch, hervorzustechen: sein Old No. 7 gewann Gold. Diese Goldmedaille verlieh Jack Daniel schlagartig Berühmtheit und die Nachfrage nach Jack Daniel’s Tennessee Whiskey schoss in die Höhe.

Jack Daniel's Old No.7 Tennessee Whiskey (1 x 1.0 l)
  • Seit 1866 wird Old No. 7 nach unverändertem Originalrezept von Jack Daniel hergestellt.
  • Geschmack: Ein Mix aus Karamell, Vanille und Holznoten mit leichter Frucht
  • Farbe: Mittlerer Bernstein
  • Geruch: Rauchige Holzkohle mit Eichennote
  • Auszeichnungen: World's finest Whiskey (1904, St. Louis), Zertifikat des Hygieneinstituts Londons (1915), Star of Excellence (1954, Brüssel) & 4 weitere Goldmedallien

Wie viele andere erfolgreiche Brennereien besitzt auch Jack Daniel’s eine eigene natürliche Wasserquelle. Jack erwarb die Cave Spring Hollow damals für 2.148$ – das war zu der Zeit ein wahres Vermögen. Doch es zahlte sich aus: 3000 Liter absolut reinen Wassers zieht die Quelle jede Minute an die Erdoberfläche. Das Wasser ist reich an Kalkstein, was für die Herstellung von Bourbon vorteilhaft ist.

Eine Statue von Jack Daniel. Urheber: Firstinduty (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons

Das Vermächtnis von Jack Daniel und Nearis Green

Jack Daniel heiratete nie und zeugte keine Kinder. Doch er reichte seine Kunst an seine Neffen weiter – so, wie er es ursprünglich von Nearis Green gelernt hatte. Einer Legende zufolge erkrankte er 1906, als er eines Morgens früh auf der Arbeit ankam und an seinem Tresor verzweifelte. Aus Frustration trat er gegen den Tresor und verletzte dabei seinen Zeh. So holte er sich eine Blutvergiftung, die im Zeh anfing und sich nach und nach im Körper ausbreitete. 1907 ging er aufgrund seines gesundheitlichen Zustands in den Ruhestand und überließ die Brennerei seinem Neffen Lem Motlow. Lem fühlte sich in der Welt der Zahlen geborgen und übernahm die Buchhaltung – die Whiskeyherstellung überließ er seinem jüngeren Bruder Jess Motlow, der zum zweiten Meisterbrenner von Jack Daniel’s wurde. Zusammen brachten sie den Whiskey zu neuen Höhen und durchstanden die Prohibition, die der Whiskeywelt einen schweren Schlag verpasste.

Phil Epps, der heutige Global Brand Director von Jack Daniel’s, sagte, man könne stolz sein auf die Geschichte der Brennerei. Doch es bleibt noch offen, wie offen die Brennerei wirklich mit ihrer farbenträchtigen Geschichte umgehen wird. Auf der Webseite tut man sich noch schwierig, den Namen „Nearis Green“ irgendwo wiederzufinden, doch die Geschichte der Brennerei wird hier auch nur stichpunktartig wiedergegeben. Auf offiziellen Touren der Jack Daniel’s Brennerei in Lynchburg soll die Geschichte von Nearis Green schon seit Jahren im Detail weitergegeben werden. Aus deutscher Sicht ist es wohl schwierig, sich der kulturellen Implikationen der Geschichte in vollem Umfang klar zu werden. Doch wir hoffen, dass in Zukunft offener mit der Geschichte amerikanischer Brennereien umgegangen wird. Es ist gut, dass Jack Daniel’s die Vergangenheit akzeptiert und wir denken, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Was denken Sie dazu? Wollte man bei Jack Daniel’s wirklich einen Fehler wiedergutmachen oder ging es ihnen nur um die Aufmerksamkeit der Presse? Teilen Sie uns Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit.